Kennst du das Paradoxe an Erfolg?

Das Paradoxe an Erfolg ist, dass das, was ihn dir ermöglicht hat, gleichzeitig das ist, was dich davon abhält, den nächsten Erfolg zu realisieren.

Das klingt vielleicht erst einmal seltsam für dich, aber lass es mich erläutern.

Wenn ich z.B in MICH gehe, dann tauchen unzählig viele private und berufliche Herausforderungen vor mir auf, die ich gemeistert habe. Dir geht es bestimmt absolut genauso.

In den meisten dieser Situationen traten wir wie eine Art Kriegerin auf. Als ein Mensch, der sich einsetzt, der alles gibt, was er kann. Als ein Mensch, der sogar sein Leben in den Ring wirft. Wir trafen auf andere, die das gleiche für sich und ihre Ziele taten. Daraus entstanden regelrechte Schlachten, in denen Wunden zugefügt wurden und große Narben entstanden. Tiefe Verletzungen waren mit Müdigkeit, Energielosigkeit und Ausgelaugtsein verbunden. 

Wenn wir als Siegerin vom Platz gingen, fühlten wir uns großartig. Wir waren stolz auf unseren Sieg, unser Durchhaltevermögen und unser Engagement. Und, wir waren stolz auf unsere Art, wie wir den Sieg errungen haben. Was für ein großartiges Gefühl!

Wenn ich dich gedanklich nun mit der Zeit NACH diesen Siegen verbinde. Was hast du unternommen, um dich mental wieder in den (lass es mich als) „Friedens-Modus“ bezeichnen zu versetzen?

Wenn ICH in mich gehe, habe ich früher überhaupt nicht darüber nachgedacht.

Im Gegenteil.

Unbewusst habe ich die Verhaltensmuster als „förderlich“, „Sieg bringend“ und „angenehm, weil mit positivem Ausgang belohnt“ abgespeichert. Genau, trotz allen inneren Wunden und Blessuren.

Noch einmal, ich spreche von im Kopf stattgefunden Schlachten.

Normalerweise nennen wir diese Schlachten im kollektiven Sprachgebrauch „Erfahrungen“.

Genau, was machen wir nun mit diesen Erfahrungen? 

Wir packen sie zusammen mit ganz vielen anderen Erfahrungen in ein Regal in unserem Unbewussten und lagern sie dort. Beseelt von unserem Erfolg legen wir die letzte Erfahrung oben auf und überdecken die alten. Dem Unbewussten geben wir die Anweisung „abspeichern“ und „Verhaltensweise abspielen, wenn erforderlich“.

Wir haben unser Unbewusstes somit angewiesen, alle bisherigen Verhaltensweisen durch diese neue auszutauschen, weil wir ja schließlich damit unseren letzten Sieg errungen haben.

Aber.

Warum gehen wir davon aus, dass zukünftige Situationen ähnlich der letzten gewonnen Schlacht sein werden? 

Wer sagt denn, dass der zukünftige Lebensabschnitt genauso kämpferisch sein wird, wie der alte? 

Und wer behauptet, dass die anders Denkenden mit den gleichen Taktiken kämpfen wie beim letzten Mal?

Eigentlich … haben wir diese Schlacht doch gekämpft, um genau das Gegenteil zu erleben. Wir wollten, dass alles besser und einfacher wird. Wir wollten Liebe, inneren Frieden, gesunde Beziehungen, materiellen Wohlstand, Glück und Zufriedenheit. 

Warum aber tauschen wir dann aus diesen guten Gründen unsere innere Rolle der Kämpferin nicht gegen die der Genießerin und Siegerin aus? 

Wäre das kein logischer Schritt?

Nun sind wir an einem wichtigen Punkt. Die Logik ist im Bewusstsein lokalisiert. Das Unbewusste und die Logik können nur zusammen arbeiten, wenn wir es erlauben. Um also diese Rolle der Kämpferin abzulegen, muss die Logik mit dem Unbewussten die Programmierung verändern. Die Logik muss wie in einem Ablaufdiagramm Szenen definieren, wo welches Verhalten sinnvoll ist. Es muss genaue Anweisungen geben.

Wenn ich deinen Blickwinkel nun auf dein Umfeld erweitere. Dann passiert all das auch im Kopf der anderen … also auf der Verliererseite. Die Unterlegenen legen häufig ihre negativen Erfahrungen genauso oben auf in ihren Regalen, wie die Sieger. Daraus entsteht ein Kreislauf von immer wieder neu stattfindenden Schlachten aus alten Gründen und mit veralteten Taktiken. Keine kommt aus seiner alten Haut heraus.

Lass mich einmal vom Abstrakten zum Greifbaren kommen.

In meiner täglichen Coaching-Praxis tritt dieses Paradoxon folgender Maßen auf:

  • Eine über die Maßen erfolgreiche angestellte Geschäftsführerin sucht eine neue Position. Sie war und ist eine Leistungsträgerin: vielseitig qualifiziert, mehrsprachig, emphatisch, kommunikationsstark, verantwortungsbewusst, engagiert, eher rational gesteuert und (wenn ein Mann diese Frau in einer Bar beschreiben würde, würde er sagen) eine Granate. Die Frau jedoch ist seit ihrer Kindheit gesteuert von dem inneren Glaubenssatz: „Ich bin nicht genug“. Sie fühlt sich weder attraktiv, noch gibt es Momente, in denen sie wirklich stolz auf sich und ihre Leistung sein kann. Ihre Kindheit war geprägt vom Kampf um Aufmerksamkeit und Gefühlen von „ungeliebt sein“.
    Sie wird vermehrt von beruflichen Umfeldern angezogen, die patriarchalisch dominant sind. Als mitunter einzige Frau kämpft sie immer wieder diesen alten Kampf der Unterdrückung und Respektlosigkeit. Diese Frau lebt nach außen Erfolg, bewertet sich jedoch innerlich als Unterlegene. Sie kämpft eine innere Schlacht mit einer äußerer Siegerin und auf den anderen Seite einer inneren Verliererin. Keine dieser beiden Rollen beschreibt wirklich authentisch, was sie ausmacht. Sie hat mental zwei Programme aktiviert, die in dieser Verbindung absolut kontra produktiv und toxisch wirken.
  • Eine andere Frau hat über lange Jahre eine tiefe und liebende Beziehung zu einem Mann, der sie ebenso liebt und immer wieder verspricht, seine Frau zu verlassen, es jedoch letztendlich nicht schafft. Am Ende trennt sich die Frau schweren Herzens von ihm, beide sind zutiefst unglücklich. Die Frau sehnt sich nach einer erfüllenden Partnerschaft, den Mann konnte sie innerlich loslassen und sie ist bereit, jemanden Neuen kennen zu lernen. Sie wäre jetzt frei für eine neue Liebe.
    Nur, sie ist nicht bereit, weil sie nicht vertrauen kann. Mental ist sie fixiert in einer Situation mit einem unentschlossenen und inkonsequenten Gegenüber. Sie ist gedanklich fixiert auf „durchhalten“, „Hoffnung hoch halten“, „Verstehen“ und vor allem „gegen den eigenen Schmerz dem anderen Liebe schenken“. Sie kann sich nicht von ihrer Rolle lösen. Sie lebt weiterhin die Rolle einer hoffenden, gebenden „Verliererin“ mit konsequenter Weise allen verbunden Verhaltensweisen.

Die Natur jedoch ist absolut klar strukturiert. 

Ein Baum wirft erst seine Früchte und dann seine Blätter ab, um in der Folge langsam in eine Ruhephase zu kommen. Das macht er regelmäßig jedes Jahr. Kein Baum trägt die Masse an Früchten von all den Jahre, seit er Früchte trägt. Kein Baum sammelt und hortet Blüten, Früchte oder Blätter. Er wirft ab. Wenn ein Jahr besonders fruchtbar war, wirft er genauso alles ab wie in einem Jahr der Dürre. Der Baum gibt sich die Möglichkeit, immer wieder neu zu starten. Mit einem offenen Ausgang. Er weiß nicht, ob er überhaupt Früchte tragen wird. Er bereitet alles vor. Aber er weiß, dass er von äußeren Faktoren abhängig ist, die er nicht beeinflussen kann. Was er jedes Jahr ausbaut, jedoch, ist sein Wurzelwerk. Seine Verbindungen zu anderen Bäumen und Pflanzen. Seine Möglichkeiten, Nährstoffe aufnehmen zu können, wenn sie vorhanden sind. Er bleibt offen für eine offene Zukunft.

Der Mensch hortet, sammelt und speichert. 

Alles. 

Geld, Dinge, Verhaltensweisen, Krankheiten, Gedanken, Tiere, andere Menschen. Einfach alles.

Warum fällt uns das Loslassen immer wieder so schwer?

Meine Antwort ist, weil wir immer noch – und das schon seit vielen Leben – gedanklich im Krieger-Modus feststecken.

Es ist eigentlich einfach. Es geht um ein bewusstes Loslassen und Verstehen. Verhaltensweisen, Dinge, Menschen, die uns bei unseren Erfolgen unterstützt haben, oder die uns haben als Verliererin dastehen lassen … beide Rollen … die Siegerin und die Verliererin … sind nicht unsere bleibenden Rollen. Wir dürfen sie ablegen, wie ein Schauspieler sein Kostüm.

Du bist nicht dazu verurteilt, ähnliche Situationen mit ähnlichem Ausgang zu erleben, positiv wie negativ gesehen! 

Um nach einem erfolgreichen Abschnitt in deinem Leben, einen neuen Erfolg einleiten zu können, musst du loslassen.

Jede Strategie, jede Taktik, jede Erinnerung darf zunächst einmal im Regal im Unbewussten bleiben. Ohne aktiv zu sein. Du darfst dein allererstes Programm rausholen. Das Programm des Anfängergeistes. Du fängst neu an. Egal, was es ist. Erlaube dir, mit den Augen eines Menschen ohne Erfahrungen auf diesem Gebiet dein Ziel anzugehen. Später kannst du immer noch entscheiden, ob dein Erfahrungsschatz sinnvolle Lösungen beinhaltet.

Leg deine alte Rolle erst einmal ab und versuche offen für eine neue Situation zu sein.

War die Premiere deines Theaterstücks erfolgreich, dann bist du am Ziel. Nimm dir Zeit, dein Kostüm zu wechseln. Diese Rolle musst du nicht ein Leben lang spielen. Es gibt neue Geschichten, die du aufführen darfst. Du musst auch nicht immer das gleiche Genre bedienen. Du darfst entscheiden. Immer wieder neu. 

Nichts und niemand ist bestimmt, um ewig in deinem Leben zu bleiben. Vergiss das nicht. Mache nicht den Fehler und glaube an eine Form von Stabilität. Die gibt es nur in der Werbung. Das wirkliche Leben ist Veränderung!

Am Ende ist alles eine Frage der inneren Erlaubnis. 

Erlaube ich es mir, anders zu sein, anders zu handeln? 
Erlaube ich es mir, Altes Loszulassen, auch wenn es mich zum Erfolg geführt hat? 
Erlaube ich mir, die Welt immer wieder mit ausgeschlafenen Augen zu betrachten? 
Erlaube ich mir, jeden Tag einen anderen Teil meines Wesens wach werden zu lassen?

Für meine Begriffe ist diese innere Erlaubnis der Schlüssel für ein gelassenes, intuitives und glückliches Leben, in dem Träume und Visionen gelebt werden können.

So und zum Ende dieses Artikels möchte dich nun mit 3 Fragen verabschieden:

Damit du in Zukunft den Erfolg manifestieren kannst, den du dir wünscht … 

  1. Welche alte Rolle kannst du ablegen bzw. ersetzen, um mit einem Anfängergeist an dein Ziel zu gelangen? 
  1. Damit sich dein Erfolg manifestiert … welche Wunden dürfen ab sofort Zeit zum Heilen bekommen und sollen danach nicht mehr sichtbar sein? 

Und, das ist fast die wichtigste dieser 3 Fragen …

  1. Willst Du überhaupt noch in irgend einen Krieg ziehen?